Die COVID-19-Schutzimpfung zählt zu den wichtigsten Maßnahmen gegen die Erkrankung1. Dies gilt insbesondere für Patient:innen mit einer Krebserkrankung, beispielsweise der chronischen lymphatischen Leukämie (CLL). Doch nicht immer zeigt die Schutzimpfung die erwünschte Wirkung. Dann können im individuellen Fall weitere Maßnahmen zum Einsatz kommen, die das Risiko einer Ansteckung mit dem SARS-CoV-2-Virus oder eines schweren Verlaufs von COVID-19 vermindern können.
Welche Virusvarianten gibt es?
Das SARS-CoV-2-Virus („Corona-Virus“) entwickelt sich kontinuierlich weiter. Seit Beginn der Pandemie haben sich mehrere Varianten und Untervarianten des Erregers herausgebildet. Diese können zum Teil mit unterschiedlichen Risiken einhergehen: Während sich die Omikron-Varianten am schnellsten verbreiten, hat die Variante Delta bislang zu den schwersten Erkrankungen von COVID-19 geführt.2
Expert:innen rechnen damit, dass weitere Varianten des Corona-Virus auftreten werden.3
COVID-19-Schutzimpfung bei Krebspatient:innen
Die Corona-Schutzimpfung gilt grundsätzlich auch für die meisten Menschen mit Krebs als effektiv. Momentan sind in Europa beziehungsweise Deutschland folgende COVID-19-Impfstoffe zugelassen:2
- Vektor-Impfstoffe
- RNA-Impfstoffe
- Protein-Impfstoffe
- (Totimpfstoffe)
Das sogenannte Prime-Boost-Konzept – bestehend aus einer Grundimmunisierung und einer Auffrischung nach drei Monaten – ist auch bei den meisten Menschen mit Krebs effektiv. So erzielt die Grundimmunisierung eine Wirksamkeit von über 90 Prozent, was den Schutz vor einer schweren Erkrankung und einem potenziell tödlichen Verlauf der Erkrankung betrifft. Die erste Auffrischung kann diese Wirkung noch verstärken. Bisher gibt es zudem keine Hinweise darauf, dass bei Krebspatient:innen nach der COVID-19 Schutzimpfung eine höhere Rate von Nebenwirkungen auftritt als bei Menschen ohne Krebs.1,2
Die STIKO – die Ständige Impfkommission beim Robert Koch-Institut – empfiehlt bestimmten Personengruppen, eine zweite Auffrischung wahrzunehmen. Dazu zählen unter anderem Menschen ab 70 Jahren sowie Personen mit einer Immunschwäche, beispielsweise stark immungeschwächte Krebspatient:innen. Bei diesen Personen sollte die zweite Auffrischung frühestens drei Monate nach der ersten Booster-Impfung und mit einem mRNA-Impfstoff erfolgen.1,4
Lassen Sie sich von Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt beraten, ob und zu welchem Zeitpunkt eine weitere Auffrischung in Ihrem individuellen Fall ratsam ist.
Was tun, wenn die Corona-Impfung bei CLL nicht wirksam ist?
Bei einigen Menschen erzielt die COVID-19-Schutzimpfung nicht die gewünschte Wirkung – sie entwickeln keine oder nicht genügend Antikörper gegen das SARS-CoV-2-Virus. Betroffene sind dann trotz Corona-Impfung besonders gefährdet, sich mit COVID-19 zu infizieren. Zusätzlich besteht das Risiko eines schweren Krankheitsverlaufs.4
Zu den Risikofaktoren, die bei Menschen mit Krebs zu einem schlechteren Ansprechen auf die Impfung beitragen können, zählen beispielsweise2
- ein höheres Alter (ab 70 Jahren)
- das männliche Geschlecht
- eine aktive oder unkontrollierte Krebserkrankung sowie
- eine Krebstherapie.
Auch auf CLL-Patient:innen können einer oder mehrere dieser Faktoren zutreffen. Gut zu wissen: Bislang ist nicht bekannt, bei welcher Antikörperzahl von einem nicht ausreichenden Schutz vor der Erkrankung ausgegangen werden kann. Daher ist eine Bestimmung des Antikörperspiegels zur Überprüfung der Wirksamkeit der Impfung laut Expertinnen und Experten nur in bestimmten Fällen sinnvoll. Empfohlen ist sie beispielsweise bei immungeschwächten Menschen, bei denen eine verminderte Impfantwort zu erwarten ist. Bei ihnen kann der Antikörperspiegel bei Bedarf vor und einige Wochen nach der ersten Auffrischung gemessen werden. 2,4,5
Antikörper zur Vorbeugung
Zeigt die Corona-Impfung bei CLL-Patient:innen nachweislich eine nicht ausreichende Wirkung, können im individuellen Fall weitere Maßnahmen zum Einsatz kommen, um das Risiko einer Infektion zu verringern.
So kann in bestimmten Fällen beispielsweise eine vorbeugende, medikamentöse Behandlung mit neutralisierenden Antikörpern in Frage kommen. Medizinerinnen und Mediziner sprechen dabei von einer Prä-Expositionsprophylaxe – also einer präventiven Maßnahme, die vor einer möglichen Infektion ergriffen wird. Das Risiko einer Ansteckung kann dadurch gesenkt werden. Die vorbeugende Gabe von Antikörpern ist jedoch kein Ersatz für die Impfungen selbst.5,6
Welcher Antikörper gegen welche Virusvariante?
Wichtig: Um Schutz vor einer Infektion bieten zu können, muss der verabreichte Antikörper auf die lokal dominierende Virusvariante abgestimmt werden.2 Dies ist jedoch eventuell nicht zu jedem Zeitpunkt der Pandemie möglich, da sich das Virus konstant weiterentwickelt.
Das Robert Koch-Institut bietet eine Übersicht über die Wirksamkeit monoklonaler Antikörper in Bezug auf verschiedene Virusvarianten. Getestet wurde die Wirksamkeit anhand von in-vitro Neutralisationstests. Hier finden Sie einen Link zu der aktuellen Übersicht.
Weitere Möglichkeiten der Vorbeugung
Insbesondere für Risikopatient:innen sind die bewährten AHA+L+A-Regeln weiterhin wichtig, um einer Erkrankung vorzubeugen:
A: ausreichend Abstand halten
H: empfohlene Hygieneregeln beachten
A: im Alltag Maske tragen
L: regelmäßig lüften
A: Die Corona-Warn-App nutzen
Doch auch Personen im direkten Umfeld der Risikopatient:innen können zu deren Schutz beitragen, indem sie sich impfen und boostern lassen.5
COVID-19 und CLL: Was hilft im Fall einer Infektion?
Auch eine Corona-Impfung kann keinen 100-prozentigen Schutz vor einer Infektion garantieren. Daher können unter anderem auch Personen mit chronischer lymphatischer Leukämie (CLL), die alle empfohlenen Auffrischungen wahrgenommen haben, an COVID-19 erkranken. Betroffene, die ein erhöhtes Risiko für einen schweren Verlauf haben, können unter bestimmten Voraussetzungen mit speziellen Medikamenten behandelt werden. Zu diesen zählen beispielsweise Antikörper oder antivirale Medikamente. Sie können in der Frühphase der Erkrankung und bei einem leichtem Verlauf zum Einsatz kommen. Dadurch kann das Risiko für einen schweren Verlauf gesenkt werden.2,5,6
Zusammenfassung: CLL und Corona
Immer wieder treten neue Virusvarianten auf, die eine Infektion mit SARS-CoV-2 verursachen können. Mittlerweile stehen zur Vorbeugung der Erkrankung verschiedene Impfstoffe zur Verfügung. Die COVID-19-Schutzimpfung ist insbesondere für Menschen mit einer Krebserkrankung, beispielsweise bei chronischer lymphatischer Leukämie (CLL), eine der wichtigsten Maßnahmen zum Schutz vor der Erkrankung und vor einem schweren Verlauf.
Doch nicht bei allen Personen entfaltet die Schutzimpfung eine ausreichende Wirkung. In bestimmten Fällen kann dann die gezielte Gabe von Antikörpern das Risiko einer Infektion mit COVID-19 vermindern. Darüber hinaus sollten CLL-Patient:innen im Alltag weiterhin die empfohlenen Schutzmaßnahmen beachten.
Bei einer bereits erfolgten Infektion mit SARS-CoV-2 können bei Personen mit einem erhöhten Risiko für einen schweren Verlauf unter bestimmten Voraussetzungen Antikörper oder antivirale Medikamente zum Einsatz kommen. Diese können ihr Risiko vermindern, schwer zu erkranken.
Referenzen:
- https://www.krebsinformationsdienst.de/leben/alltag/coronavirus-krebs-haeufige-fragen.php
- https://www.leukaemie-hilfe.de/fileadmin/user_upload/dlh-info-blaetter/dlh_infoblatt_COVID-19_Impfung_Medikation_2022-1.pdf
- https://www.forschung-und-lehre.de/forschung/was-kommt-nach-omikron-4388
- https://www.dgho.de/arbeitskreise/p-z/patientensicherheit-und-patientenadhaerenz/flyer-covid-19.pdf
- https://www.onkopedia.com/de/onkopedia/guidelines/coronavirus-infektion-covid-19-bei-patient-innen-mit-blut-und-krebserkrankungen/@@guideline/html/index.html
- https://flexikon.doccheck.com/de/Pr%C3%A4expositionsprophylaxe
- https://www.infektionsschutz.de/coronavirus/alltag-in-zeiten-von-corona/