Die Diagnose chronische lymphatische Leukämie (CLL) ist immer eine große Belastung, mit der jeder Mensch anders umgeht. Nicht allen Patientinnen und Patienten gelingt es, die neue Situation gut zu verarbeiten. Die mitunter große seelische Belastung und Herausforderung durch die CLL kann ihrerseits zu psychischen Erkrankungen wie anhaltenden Ängsten und Depressionen führen oder diese verstärken. Ein professioneller Ansprechpartner (eine Psychoonkologin oder ein Psychoonkologe) kann helfen, die Situation souveräner zu meistern. Menschen mit CLL sollten daher stets abwägen, ob sie nicht auch qualifizierte psychoonkologische Hilfe in Anspruch nehmen möchten.
Welche psychischen/seelischen Belastungen sind mit einer CLL verbunden?
Die seelischen Probleme bei einer CLL können tiefgreifend und nachhaltig sein. Die Diagnose reißt einem erst einmal die Füße unter dem Boden weg: Die Erkrankung wird oft als Kontrollverlust empfunden. Nichts ist mehr wie bisher, dazu kommen Selbstzweifel, Gefühle der Überforderung und die Suche nach Gründen für die Erkrankung.
Bei einer CLL kommt hinzu, dass es sich um eine chronische Erkrankung handelt. Auch wenn in den meisten Fällen die Prognose gut ist, müssen die Betroffenen dauerhaft mit dem Gedanken leben, Krebs zu haben. Viele Betroffene haben langfristig Angst vor einer möglichen Verschlechterung. Verzweiflung kann sich mit Zuversicht abwechseln. Auf Niedergeschlagenheit kann die Wut darüber folgen, an Leukämie erkrankt zu sein. Und immer wieder die Frage oder die Zweifel: „Wird die Therapie anschlagen?“ Die Tatsache, dass in frühen Stadien möglicherweise keine Symptome vorliegen, kann zu weiteren psychischen Herausforderungen führen. In dem Fall kann es passieren, dass Angehörige die seelischen Probleme der Erkrankten nicht ernst nehmen und die Betroffenen sich unverstanden fühlen.
Psycho(onko)logische Begleitung bei CLL
Für viele Menschen ist es hilfreich, sich von psychoonkologisch geschulten Expertinnen und Experten bei dem Umgang mit einer Krebserkrankung unterstützen zu lassen.
Das ist nicht ungewöhnlich und erst recht kein Zeichen von Schwäche. Studien haben ergeben, dass etwa jede dritte Krebspatientin und jeder dritte Krebspatient die Kriterien für eine ernsthafte psychische Störung wie eine Depression oder eine Angststörung erfüllt. Das Risiko ist besonders hoch, wenn die Betroffenen schon zuvor mit seelischen Problemen zu kämpfen hatten.
Es gibt Hinweise, dass mindestens jeder zweite Mensch mit CLL stark unter dem psychischen/seelischem Druck leidet, der in der Medizin auch als psychosozialer Stress bezeichnet wird. Onkologinnen und Onkologen halten psychosoziale Beratungsangebote zur Stabilisierung des Therapiemanagements und zur Verbesserung der Lebensqualität daher für sehr wichtig.
Kontakt- und Anlaufstellen
Unsere interaktive Karte hilft Ihnen weiterführende Kontakt- und Anlaufstellen in Ihrer Nähe zu finden, die bei einer CLL-Erkrankung hilfreich sein können.
Welche Angebote zur Unterstützung gibt es bei CLL?
Krebs-Beratungsstellen
Hier können sich Patientinnen und Patienten sowie ihre Angehörigen zu allen Themen rund um die Erkrankung beraten lassen. Das beginnt bei sozialrechtlichen Fragen, Tipps zur Ernährung und Entspannungsangeboten, reicht über die Beratung bei Problemen mit Partnerschaft oder Sexualität und geht bis zu medizinischem Informationsmaterial und der Vermittlung von Expertinnen und Experten. Die Deutsche Krebshilfe bietet eine Online-Suche für Beratungsstellen in Ihrer Nähe an.
Psychoonkologische Unterstützung
Bei Psychoonkologinnen und Psychoonkologen handelt es sich um medizinische, psychologische oder pädagogische Fachkräfte, die eine psychoonkologische Weiterbildungen (zertifiziert durch die Deutsche Krebsgesellschaft e. V.) absolviert haben. Ihre Aufgabe besteht darin, Krebspatientinnen und Krebspatienten dabei zu helfen, die Belastung durch eine CLL aufzufangen. Durch intensive Gespräche und Hinweise und Anleitungen erleichtern sie ihnen den Umgang mit der Erkrankung und mit den Folgen ihrer Behandlungen. Das schließt ihre Angehörigen häufig mit ein.
Die Unterstützungsangebote sind in zertifizierten Krebszentren der Kliniken und in Krebsberatungsstellen zu finden. Betroffene und Angehörige können dort Termine vereinbaren. Darüber hinaus gibt es in den Rehakliniken regelmäßige psychoonkologische Begleitung. Viele niedergelassene Spezialistinnen und Spezialisten führen eine Zusatzausbildung in Psychoonkologie. Die Angebote werden entweder von den Trägern finanziert oder von den Krankenkassen übernommen.
Psychotherapie
Oftmals reichen einzelne gezielte Gespräche nicht aus, um beispielsweise lähmende Ängste oder anhaltende Hoffnungslosigkeit zu verarbeiten. Eine längerfristige Psychotherapie – also die Begleitung durch eine Psychotherapeutin oder einen Psychotherapeuten mit der Spezialisierung Psychoonkologie über einen längeren Zeitraum hinweg – kann hier sinnvoll sein. Eine Kurzzeittherapie umfasst 24 Sitzungen. Sie wird von den Krankenkassen übernommen. Eine Verlängerung ist bei Bedarf immer möglich. Der Krebsinformationsdienst bietet eine Online-Suche zu entsprechenden regionalen Experten an. Sie können eine psychoonkologische Begleitung auch als Familien- oder Paartherapie wahrnehmen.
Zusammenfassung
Eine Krebserkrankung wie die chronische lymphatische Leukämie (CLL) kann hohen psychischen Druck sowohl für die Patientinnen und Patienten als auch für ihre Angehörigen darstellen. Es ist daher ratsam, Hilfsangebote anzunehmen. Krebsberatungsstellen sowie Psychoonkologinnen und Psychoonkologen in Kliniken, Zentren und als niedergelassene Spezialistinnen und Spezialisten können entlastend begleiten. Sollte das nicht ausreichen, übernehmen die Krankenkassen auch eine Psychotherapie. Die Angebote können unter Umständen erheblich dazu beitragen, den Verlauf Ihrer Erkrankung, das Management der Behandlungen und nicht zuletzt Ihre Lebensqualität zu verbessern.