Wie beeinflussen genetische Faktoren die CLL?

Jede chronische lymphatische Leukämie ist anders. Heute weiß man, dass sich die krankhaften Blutzellen von Mensch zu Mensch zum Teil deutlich unterscheiden. Denn auch der genetische Bauplan von Krebszellen kann sich verändern. Auf den Strängen mit der Erbinformation in der Krebszelle können zum Beispiel Stücke verändert sein, fehlen (Deletion) oder auch doppelt vorhanden sein (Duplikation). Veränderungen der genetischen Information werden auch als Mutationen bezeichnet.

Was sind die wichtigsten möglichen Mutationen bei CLL-Krebszellen?

Darstellung von Gentmutationen unter Mikrokoskop

IGHV-Status

Der IGHV-Status von Krebszellen zeigt an, in welchem Stadium der Reifung eine B-Zelle entartet ist. Wenn die Zellen in einem unreifen Stadium entarten, werden sie als „unmutiert“ bezeichnet. Wenn bereits eine Reifung stattgefunden hat, wird der IGHV-Status als „mutiert“ angegeben, was mit einem langsameren Wachstum der Zellen verbunden ist.

  • Zellen mit unmutiertem IGHV sind ein Indiz dafür, dass die Erkrankung ein sehr schnelles Wachstum krankhaft veränderter weißer Blutkörperchen (B-Lymphozyten) verursacht.
  • Der Großteil (etwa 60 %) der Menschen mit chronischer lymphatischer Leukämie weist den unmutierten IGHV-Zelltyp auf. Diese Menschen haben in der Regel – im Vergleich zu Patientinnen und Patienten mit mutiertem IGHV – eine aggressivere Erkrankungsform und sprechen schlechter auf Chemoimmuntherapien an.

TP53-Mutation

In gesunden Zellen schützt das sogenannte TP53-Gen die Erbsubstanz vor Schädigungen.

  • In Krebszellen verursacht eine Veränderung dieses Gens, eine TP53-Mutation, ein gesteigertes Zellwachstum.
  • Bei Patientinnen und Patienten mit CLL, die diese Mutation aufweisen, kann die Krankheit schneller fortschreiten. Sie kann resistenter gegen Chemoimmuntherapien sein.
  • Eine TP53-Mutation kann schon bei der CLL-Diagnose vorliegen, sie kann sich aber auch erst mit der Zeit und mit dem Fortschreiten der Krankheit entwickeln.

17p-Chromosomen-Deletion

Bei dieser Veränderung fehlt ein Stück in einem der Chromosomen. Das sind die Bestandteile der Zelle, die die genetischen Informationen tragen.

  • Diese Mutation weist auf eine komplexere Form der CLL hin, die möglicherweise widerstandsfähig gegen Chemoimmuntherapien ist.
  • Die Veränderung am sogenannten 17p-Chromosom kann schon bei der CLL-Diagnose vorliegen und erkannt werden. Sie kann sich aber auch erst mit der Zeit und mit dem Fortschreiten der Krankheit entwickeln.

Komplexer Karyotyp

Werden in den Chromosomen der Krebszellen drei oder mehr Defekte bei der Größe, Form oder Anzahl festgestellt, spricht man von einem komplexen Karyotyp.

  • Dies betrifft etwa 10 bis 30 % der Menschen mit CLL. Beim komplexen Karyotyp sprechen Therapien häufig schlechter an.

Was sagen die Ergebnisse der Tests auf Mutationen bei CLL-Zellen aus?

Arzt zeigt Patientin etwas auf einem Tablet

Die Daten aus den speziellen Untersuchungen der genetischen Faktoren helfen Ihrem Behandlungsteam bei der Wahl einer geeigneten Behandlung. So hat sich bei Vorliegen der genannten Risikofaktoren eine Chemotherapie als weniger wirksam erwiesen als gezielte Therapien. Die genetischen Faktoren werden daher oft erst vor Beginn einer Therapie untersucht, in einigen Fällen aber auch schon bei Diagnosestellung.

Neben den oben genannten gibt es noch viele weitere genetische Veränderungen, die in CLL-Zellen auftreten können. Für die Wahl einer geeigneten Therapie spielen derzeit jedoch nur die hier aufgeführten Veränderungen eine Rolle.

Zusammenfassung

Bei einer CLL können Veränderungen im Erbmaterial der CLL-Zellen auftreten. Solche Mutationen können den Verlauf der Erkrankung beeinflussen. Diese Veränderungen zu kennen, hilft Ihrem Behandlungsteam, das weitere Vorgehen gegen die Erkrankung möglichst passgenau auf Sie zuzuschneiden und bei Bedarf die richtige Therapie auszuwählen.

Wissenstest: das Krankheitsbild der CLL

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