Wie sind die Blutwerte bei CLL zu verstehen?

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Bei Kontrolluntersuchungen bei Menschen mit CLL stehen die Blutwerte im Vordergrund. Aber was heißt das überhaupt? Auf welche Werte sollte man besonders achten? Und was bedeuten großes und kleines Blutbild?

Was ist das Besondere an Blutwerten bei einer CLL?

Regelmäßige Blutuntersuchungen helfen, Krankheiten aufzuspüren, von denen Patient:innen vielleicht noch gar nichts wissen. Sie ermöglichen zudem Rückschlüsse auf den Zustand diverser innerer Organe.

Bei vielen CLL-Patient:innen hat ein routinemäßig erstelltes Blutbild den ersten Hinweis auf eine Erkrankung gegeben, der schließlich zur CLL-Diagnose geführt hat. Auch zur Einschätzung des Stadiums der Erkrankung sind neben der körperlichen Untersuchung regelmäßige Checks der Blutwerte nötig. Dabei werden anhand einer Blutprobe im Labor eine Reihe von Werten ermittelt.

Ihr Behandlungsteam kann aus Ihren aktuellen Werten sowie deren Entwicklung über Monate und Jahre hinweg wichtige Rückschlüsse auf den individuellen Verlauf der Erkrankung ziehen. Mit ausreichend Daten können Expert:innen zudem einschätzen, wie sich die Krankheit voraussichtlich weiter entwickeln wird – und auf dieser Basis bei Bedarf eine passende Behandlung empfehlen.

Die wichtigsten Blutwerte für Menschen mit CLL sind:

Die Zahl der Leukozyten

Mediziner:innen schauen bei den Blutwerten von Menschen mit CLL besonders auf die weißen Blutkörperchen, die sogenannten Leukozyten. Im Blut gesunder Menschen sind davon im Schnitt etwa 4000 bis 9000 pro Mikroliter Blut (das sind 0,001 Milliliter) vorhanden. Bei Menschen mit CLL kann ihre Zahl deutlich erhöht sein.

Die Zusammensetzung der Leukozyten

Die Leukozyten bestehen aus drei Untergruppen, die alle unterschiedliche Aufgaben erfüllen:

– den Granulozyten
– den Lymphozyten
– den Monozyten

Bei gesunden Menschen überwiegen die Granulozyten mit einem Anteil von 60 bis 70 Prozent an den weißen Blutkörperchen. Dabei handelt es sich um eher unspezifische Abwehrzellen, die zum Beispiel bei bakteriellen Infektionen zum Einsatz kommen.

Die Lymphozyten sind hingegen Abwehrzellen, die zum Beispiel gezielt gegen spezielle Viren vorgehen können. Der Anteil der Lymphozyten an den weißen Blutkörperchen im Blut gesunder Menschen liegt bei 20 bis 30 Prozent. Bei Menschen mit CLL ist der Anteil der Lymphozyten deutlich erhöht. Er kann bis zu 95 Prozent betragen.

Die B-Lymphozyten

Es gibt verschiedenen Arten von Lymphozyten. Im Fall der CLL sind die sogenannten B-Lymphozyten (B-Zellen) entscheidend. Diese besitzen die Fähigkeit, Antikörper herzustellen – zum Beispiel gegen Viren. Im Blut von Menschen mit CLL können krankhaft veränderte B-Zellen nachgewiesen werden, die nicht mehr funktionstüchtig sind.

Ein Kriterium für das Vorliegen einer CLL sind 5000 krankhaft veränderte Zellen dieser Art pro Mikroliter Blut. Diese Zellen stammen alle von der gleichen Ursprungszelle ab – sie zeigen unter dem Mikroskop alle die gleichen Merkmale.

Die Lymphozytenverdopplungszeit

Für das Behandlungsteam ist nicht nur die reine Zahl der veränderten B-Lymphozyten wichtig, sondern auch die Frage, wie schnell oder wie langsam sich die krankhaften B-Zellen vermehren. Da die CLL häufig nur sehr langsam fortschreitet, ist in vielen Fällen erstmal keine Behandlung, sondern nur eine engmaschige Kontrolle erforderlich – man spricht von der „Watch and Wait“-Phase.

Sollte die Zahl der Lymphozyten jedoch bereits erhöht sein und dann innerhalb von zwei Monaten um 50 Prozent steigen – oder sollte sie sich in weniger als sechs Monaten verdoppeln, liegt eine aktive Erkrankung vor. Das macht in der Regel eine Behandlung erforderlich. Ein Faktor bei der Einschätzung Ihrer CLL kann daher die sogenannte Lymphozytenverdopplungszeit sein, die sich anhand langfristig kontrollierter Blutwerte ermitteln lässt.

Die Thrombozyten

Für die Einschätzung, in welchem Stadium sich die CLL befindet, ist auch der Wert der Thrombozyten (der sogenannten Blutplättchen) wichtig. Thrombozyten sind die kleinsten Blutkörperchen. Sie spielen eine wichtige Rolle bei der Blutgerinnung. Gesunde Erwachsene haben im Schnitt 150.000 bis 400.000 Blutplättchen pro Mikroliter.

Da es bei einer CLL zu einer unkontrollierten Vermehrung der B-Zellen kommt, werden andere Blutbestandteile – wie die Thrombozyten – mit der Zeit verdrängt. Die Zahl der Thrombozyten pro Mikroliter Blut kann Auskunft darüber geben, wie weit dieser Prozess fortgeschritten ist. Werden bei CLL-Patientinnen noch mindestens 100.000 Thrombozyten pro Mikroliter gemessen, ist dies ein Indiz für ein frühes Stadium der CLL (Binet-Stadium A oder B). Werden weniger als 100.000 Blutplättchen gemessen, kann ein fortgeschrittenes Stadium (Binet-Stadium C) vorliegen.

Das Hämoglobin

Beim Bluttest wird auch die Menge an rotem Blut­farbstoff (Hämoglobin) ermittelt. Das Hämoglobin spielt eine entscheidende Rolle beim Sauerstofftransport in die Körperzellen. Durch die unkontrollierte Vermehrung der B-Zellen bei einer CLL nimmt mit der Zeit auch der Anteil des Hämoglobins im Blut ab.

Liegen noch mindestens zehn Gramm Hämoglobin pro Deziliter Blut vor, spricht dies für ein frühes CLL-Stadium (Binet A oder B). Werden weniger als zehn Gramm pro Deziliter Blut ermittelt, kann ein fortgeschrittenes Stadium (Binet C) vorliegen. Bei einer Hämoglobinkonzentration von unter zwölf Gramm pro Deziliter Blut bei Frauen und unter 13 Gramm pro Deziliter liegt bereits Blutarmut vor.

Das Gesamtbild ist entscheidend

Allerdings: Einzelne Blutwerte haben noch keine abschließende Aussagekraft zum Stadium der CLL. Um das sicher beurteilen zu können, ist der Blick auf das gesamte Blutbild und auch die Zahl der möglicherweise vergrößerten Lymphknoten beziehungsweise Organregionen nötig.

Hier könnte diese Tabelle eingesetzt werden zu den Kriterien für die Binet-Stadien A, B oder C:

blutwerte binet stadien

Großes oder kleines Blutbild?

Die umgangssprachlichen Begriffe großes und kleines Blutbild führen immer wieder zu Verwirrung. Beim „kleinen Blutbild“ werden die wichtigsten Zellklassen des Blutes wie Leukozyten und Thrombozyten sowie unter anderem das Hämoglobin bestimmt.

Das „große Blutbild“ gibt eine umfangreichere Übersicht. Es setzt sich aus dem „kleinen Blutbild“ und dem Differentialblutbild zusammen. Bei letzterem werden die Arten der weißen Blutzellen noch näher untersucht. Beim Vorliegen krankhafter Veränderungen werden diese auch mikroskopisch .

Standard bei den Kontrolluntersuchungen von Menschen mit CLL ist daher ein „großes Blutbild“ inklusive der Erstellung eines Differentialblutbildes.

Zusammenfassung

Für Menschen mit CLL ist es immens wichtig, die regelmäßigen Termine in der behandelnden Praxis und die damit verbundenen Blutuntersuchungen wahrzunehmen. Eine einzelne Blutuntersuchung kann dabei immer nur eine Momentaufnahme der Erkrankung bieten.

Das ganze Bild – wie schnell oder wie langsam die CLL fortschreitet – bekommt Ihr Behandlungsteam erst durch eine monate-, beziehungsweise jahrelange Beobachtung Ihrer Blutwerte. Daraus ergibt sich auch, ob eine Behandlung nötig werden könnte oder im Verlauf einer Therapie die Effektivität zu beurteilen.

Daher sollten Sie die Übersicht der Blutwerte, die Sie mit nach Hause bekommen, gelassen betrachten. Wenn Sie verunsichert sind, weil Ihnen einzelne Werte zu hoch oder zu niedrig erscheinen oder Sie Veränderungen in den Werten sehen, die Ihnen bedenklich vorkommen, wenden Sie sich an Ärztin oder Arzt und lassen Sie sich die Ergebnisse erklären.