Grippesaison: Wie können sich Menschen mit CLL schützen?

Arzt klebt Pflaster auf Impfeinstich

Mediziner*innen warnen vor einer schweren Grippewelle im Herbst und Winter 2023/24. In besonderem Maße betrifft das Menschen mit einer geschwächten Immunabwehr, wie CLL-Patient:innen. Denn sie haben häufig ein erhöhtes Risiko, sich mit Infektionskrankheiten anzustecken und dann schwerer zu erkranken als Menschen ohne Immunschwäche. Doch es gibt Möglichkeiten, sich zu schützen – an erster Stelle durch die rechtzeitige Grippeimpfung.

 

Was ist eigentlich Grippe (Influenza)?

Die sogenannte echte Grippe, auch als Influenza bezeichnet, ist eine sehr ansteckende Erkrankung der Atemwege. Die ernsthafte Krankheit, die mitunter lebensbedrohlich werden kann, wird durch Grippeviren (Influenzaviren) ausgelöst. Die deutlich leichter verlaufenden Erkältungen oder sogenannten grippalen Infekte werden dagegen von anderen Erregern verursacht.

Influenzaviren verändern sich ständig und bilden häufig neue Varianten. So besteht die Möglichkeit, dass sich Menschen im Laufe ihres Lebens mehrfach mit Grippeviren anstecken und erkranken.

Tröpfchen- und Schmierinfektion

Grippeviren verbreiten sich vor allem durch Tröpfcheninfektion weiter, etwa wenn Erkrankte niesen, husten oder reden. Atmen andere Menschen diese Tröpfchen ein, können sie sich ebenfalls infizieren. Außerdem gibt es den Ansteckungsweg über die sogenannte Schmierinfektion. Das bedeutet, dass Erkrankte die Viren auf Gegenständen oder Flächen hinterlassen, zum Beispiel an Türklinken. Auf diese Weise können Erreger von Hand zu Hand wandern. Wer sich dann mit der Hand ins Gesicht fasst, riskiert, dass die Viren über die Schleimhäute in den Körper eindringen.

Symptome der echten Grippe beginnen plötzlich

Typisch für die echte Grippe ist ein plötzlicher Erkrankungsbeginn. Charakteristische Symptome sind Fieber, Husten oder Halsschmerzen sowie Muskel- und/oder Kopfschmerzen. Weitere Beschwerden können allgemeine Schwäche, Schweißausbrüche und eine laufende Nase sein.

Doch nicht alle Erkrankten zeigen die typischen Grippe-Symptome. Seltener sind auch Beschwerden wie Übelkeit, Erbrechen und Durchfall möglich. Ebenso können Grippeerkrankungen ohne Symptome vorkommen.

Bei einer unkompliziert verlaufenden echten Grippe gehen die Beschwerden in der Regel nach fünf bis sieben Tagen zurück. Bis der Husten abklingt, kann es länger dauern. Bei Menschen mit einem geschwächten Immunsystem kann der Krankheitsverlauf deutlich länger sein als bei Menschen ohne Immunschwäche.

Komplikationen bei Grippe

Eine gefährliche Komplikation bei einer Grippe ist die Lungenentzündung. Diese kann durch die Grippeviren selbst ausgelöst werden. Die durch die Erkrankung angegriffene Atemwegsschleimhaut ist aber auch ein idealer Nährboden für Bakterien wie Pneumokokken. So kann es auch zu einer Infektion der Lunge durch Bakterien kommen, einer sogenannten Superinfektion. Eine solche kann häufig sehr viel schwerer verlaufen als die eigentliche Influenza.

 

Warum haben CLL-Patient:innen ein höheres Infektionsrisiko?

Bei Menschen mit CLL vermehrt sich eine Gruppe der weißen Blutkörperchen unkontrolliert, die B-Lymphozyten (auch B-Zellen genannt). Gesunde B-Zellen spielen bei der Abwehr von Krankheitserregern wie Viren und Bakterien eine wichtige Rolle.

Bei erkrankten Zellen funktioniert die Abwehr jedoch nur noch eingeschränkt. Die unkontrollierte Vermehrung dieser Zellen kann dazu führen, dass gesunde weiße und rote Blutkörperchen und Blutplättchen im Blut immer mehr verdrängt werden. Dies schwächt das Immunsystem der Betroffenen und macht sie anfälliger, zum Beispiel auch für Grippeviren.

Bei Menschen mit geschwächten Immunsystem kann die Krankheit zudem länger dauern und schwerer verlaufen, beziehungsweise es können leichter ernste Komplikationen auftreten.

 

Grippeimpfung: jedes Jahr neu

Das Grippevirus verändert sich – daher werden die Impfstoffe jährlich an die jeweils saisonal grassierenden Erreger angepasst. Aktuell stehen Vierfach-Impfstoffe (quadrivalente Impfstoffe) zur Verfügung. Diese sollen gegen vier verschiedene Typen von Grippeviren schützen, die voraussichtlich in der kommenden Grippesaison am häufigsten auftreten werden. Eine Übersicht über die in Deutschland zugelassenen Grippeimpfstoffe finden Sie auf der Seite des Paul-Ehrlich-Instituts.

Was empfiehlt die STIKO Menschen mit CLL?

Die Ständige Impfkommission am Robert Koch-Institut (STIKO) empfiehlt die jährliche Grippeimpfung für Menschen ab 60 und auch für Personen mit einem durch eine Erkrankung eingeschränkten Immunsystem, wie es bei einer CLL der Fall sein kann. Auch Angehörigen und Pflegenden von Risikopatient:innen, die jünger als 60 Jahre sind und keine Immunschwäche haben, wird zur Impfung geraten.

Die Kosten der Impfung übernehmen die jeweiligen Krankenkassen.

Wann ist der richtige Zeitpunkt für die Grippeimpfung?

Die Influenzawelle erreicht meist nach der Jahreswende ihren Höhepunkt. Um rechtzeitig geschützt zu sein, empfiehlt die STIKO deshalb, sich ab Oktober bis Mitte Dezember impfen zu lassen. Nach der Impfung dauert es zehn bis 14 Tage, bis sich der Impfschutz vollständig aufgebaut hat. Für Personen, die den Zeitpunkt im Herbst verpassen, kann es sinnvoll sein, die Impfung noch zu Beginn oder im Verlauf der Grippewelle nachzuholen.

Welche Nebenwirkungen sind bei der Grippeimpfung möglich?

Der Grippe-Impfstoff ist in der Regel gut verträglich. Da sich das Immunsystem mit dem Impfstoff auseinandersetzt, kann es zu leichten Symptomen kommen. Gelegentlich treten vorübergehend Beschwerden wie bei einer Erkältung auf (also Fieber, Frösteln oder Schwitzen, Müdigkeit, Kopf-, Muskel- oder Gliederschmerzen). An der Einstichstelle kann es zu leichten Schmerzen, beziehungsweise einer Rötung und Schwellung kommen.

In der Regel klingen die Beschwerden jedoch innerhalb von ein bis zwei Tagen wieder ab.

 

Sollten sich CLL-Patient:innen gleichzeitig gegen Grippe und Covid-19 impfen lassen?

Die gleichzeitige Impfung gegen Grippe und Covid-19 ist auch in diesem Herbst und Winter wieder möglich. In der Regel wird eine Impfung in den einen, die andere in den anderen Arm verabreicht.

Die STIKO empfiehlt die Covid-19-Auffrischungsimpfung unter anderem für Menschen über 60 und für Personen, die ein erhöhtes Risiko haben, einen schweren Krankheitsverlauf zu erleben. Diese Empfehlung bezieht auch Immungeschwächte wie CLL-Patient:innen mit ein. Die Covid-19-Auffrischungsimpfung soll laut STIKO in der Regel spätestens 12 Monaten nach der letzten Impfung oder Infektion stattfinden – vorzugsweise im Herbst. Der seit September 2023 erhältliche neue Covid-19-Impfstoff ist speziell an die XBB.1-Varianten des Virus angepasst.

Die Arbeitsgemeinschaft Infektionen in der Hämatologie und Onkologie (AGIHO) der Deutschen Gesellschaft für Hämatologie und medizinische Onkologie (DGHO) hat sich der STIKO-Empfehlung zur Covid-19-Auffrischungsimpfung angeschlossen. Die Kosten der Impfung übernehmen die Krankenkassen.

Welche Impfreaktionen und Nebenwirkungen sind bei der gleichzeitigen Impfung gegen Grippe und Covid-19 möglich?

Bei der gleichzeitigen Impfung gegen Covid-19 und Grippe sind vermehrte Impfreaktionen möglich. Es können vor allem lokale Nebenwirkungen an den Injektionsstellen auftreten, zum Beispiel Schmerzen, Rötungen oder Schwellungen. Es kann auch zu sogenannten systemischen Reaktionen wie beispielsweise Fieber oder Müdigkeit kommen. Die Beschwerden verschwinden jedoch in der Regel nach einigen Tagen wieder.

 

Wie können sich Menschen mit CLL sonst noch vor Infektionen schützen?

Menschen mit CLL sollten generell versuchen, Infektionen zu vermeiden. Einige einfache Verhaltensregeln können dazu beitragen, das Infektionsrisiko im Alltag zu senken. Dazu gehören Hygienemaßnahmen wie zum Beispiel:

  • Halten Sie ausreichend Abstand zu anderen Menschen, insbesondere, wenn diese erkennbar erkrankt sind. Beim Einkaufen oder bei der Arbeit sollte der Abstand mindestens 1,50 Meter betragen.
  • Waschen Sie sich regelmäßig und gründlich die Hände mit Seife, insbesondere nach jedem Gang aufs WC, und auch vor der Zubereitung und dem Verzehr von Mahlzeiten.
  • Um eine Keimübertragung über Lebensmittel zu vermeiden, sollten Sie beispielsweise Obst und Gemüse vor dem Verzehr gründlich waschen oder schälen. Ansonsten könnten verschiedene Erreger wie zum Beispiel Salmonellen oder das Norovirus unterschiedliche Magen-Darm-Erkrankungen auslösen.
  • Tragen Sie in Alltagssituationen, in denen Sie nicht zuverlässig Abstand halten können, einen medizinischen Mund-Nase-Schutz.
  • Lüften Sie regelmäßig.

Weitere Informationen zu diesem Thema finden Sie in der Broschüre „CLL – Wie kann ich mein Immunsystem unterstützen?“ von AstraZeneca, die Sie hier herunterladen können.

 

Zusammenfassung

Menschen mit CLL haben häufig ein geschwächtes Immunsystem. Infektionen wie etwa mit Grippeviren können bei ihnen schwerer verlaufen als bei Menschen, die ein gesundes Immunsystem haben. Und das Infektionsrisiko steigt deutlich, wenn zum Beispiel wieder die Grippe grassiert.

Daher ist es für die Betroffenen wichtig, Infektionen möglichst zu vermeiden, aber auch Vorsorge zu treffen, damit ihr Immunsystem rechtzeitig gut auf Infektionen wie etwa durch saisonale Grippeviren oder das Coronavirus vorbereitet ist. Das ist durch Impfungen, beziehungsweise Auffrischungsimpfungen möglich.

Bei den Auffrischungsimpfungen gegen Grippe und Covid-19 kommen  Impfstoffe zum Einsatz, die an die aktuell zirkulierenden Erreger angepasst sind. Diese Impfungen werden von der STIKO für Menschen mit Immunschwäche auch in der Saison 2023/24 ausdrücklich empfohlen.