Infektionsschutz bei CLL: Darum ist er so wichtig

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Bei Menschen mit einer chronischen lymphatischen Leukämie (CLL) kann die Immunabwehr geschwächt sein. Der Grund kann in der Erkrankung selbst liegen oder auch eine Folge der Therapie sein. Für Betroffene ist es daher besonders wichtig, Infektionen bestmöglich zu vermeiden.

Damit das gelingt, können sie eine Reihe von Vorkehrungen treffen. In diesem Artikel geht es um verschiedene Schutzmaßnahmen und in diesem Zusammenhang um das Thema passive Immunisierung.

Weitere Informationen zu diesem Thema finden Sie in der Broschüre „CLL – Wie kann ich mein Immunsystem unterstützen?“ von AstraZeneca, die Sie hier herunterladen können.

 

Warum kann die Infektanfälligkeit bei Menschen mit CLL erhöht sein?

Bei Menschen mit CLL vermehrt sich eine Gruppe der weißen Blutkörperchen unkontrolliert, die B-Lymphozyten (auch B-Zellen genannt). Gesunde B-Zellen bilden Abwehreiweiße, sogenannte Antikörper. Diese spielen bei der Abwehr von Krankheitserregern wie Viren und Bakterien eine wichtige Rolle.

Die Abwehrfunktion der erkrankten Zellen ist jedoch eingeschränkt. Zum Problem wird die Vermehrung dieser abnormalen B-Zellen, wenn ihre Zahl so weit anwächst, dass in bestimmten Bereichen gesunde weiße und rote Blutkörperchen und Blutplättchen verdrängt werden. Auf diese Weise wird das Immunsystem der Betroffenen geschwächt.

Auch Therapien können die Abwehr schwächen. So kann zum Beispiel eine Chemotherapie das Knochenmark schädigen. Dies kann dazu führen, dass weniger der für das Abwehrsystem grundlegend wichtigen weißen Blutkörperchen gebildet werden.

 

Welche Folgen kann die geschwächte Immunabwehr haben?

Menschen mit einem geschwächten Immunsystem sind zum einen anfälliger dafür, sich mit Infektionskrankheiten anzustecken als Gesunde. Zum anderen haben sie ein erhöhtes Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf (zum Beispiel bei einer Grippe oder bei COVID-19). Außerdem kann die Genesung nach einer Infektion länger dauern als bei Menschen mit einem intakten Immunsystem. Wie hoch das Risiko individuell ist, kann sich natürlich je nach Zustand des Immunsystems, nach Alter und gesundheitlicher Verfassung von Mensch zu Mensch deutlich unterscheiden.

 

Wie können sich CLL-Patient:innen vor Infekten schützen?

Menschen mit CLL sollten vor diesem Hintergrund versuchen, Infektionen grundsätzlich zu vermeiden. Im Alltag können einfache Verhaltensregeln dazu beitragen, das Infektionsrisiko zu minimieren. Dazu gehören Hygienemaßnahmen wie zum Beispiel:

  • Halten Sie ausreichend Abstand zu anderen Menschen, insbesondere, wenn diese erkennbar erkrankt sind.
  • Waschen Sie sich regelmäßig und gründlich die Hände mit Seife, insbesondere nach jeden Toilettengang sowie bei der Zubereitung und dem Verzehr von Mahlzeiten.
  • Um eine Keimübertragung über Lebensmittel zu vermeiden, sollten Sie beispielsweise Obst und Gemüse vor dem Verzehr gründlich waschen oder schälen.
  • Tragen Sie in Alltagssituationen, in denen Sie nicht zuverlässig Abstand halten können, einen medizinischen Mund-Nase-Schutz.
  • Lüften Sie regelmäßig.

Impfschutz ist wichtig

Gerade auch aufgrund des hohen Infektionsrisikos sind Impfungen und Auffrischungsimpfungen für Menschen mit CLL besonders wichtig. Denn diese bieten einen zusätzlichen Schutz vor Erkrankungen oder zumindest vor schweren Verläufen. Empfohlen für CLL-Patient:innen sind zum Beispiel die Impfungen gegen Grippe und COVID-19.

Es ist allerdings möglich, dass Immungeschwächte nach Impfungen zu wenig oder gar keine Antikörper bilden. In der Folge kann es sein, dass Impfungen bei Immungeschwächten für einen geringeren Schutz sorgen als bei Gesunden – oder dass sie möglicherweise gar keinen Schutz ermöglichen.

Wenn Impfungen nicht ausreichend wirken, gibt es bei einigen Krankheiten wie COVID-19 die Möglichkeit, vorbeugend sogenannte neutralisierende monoklonale Antikörper einzusetzen (die sogenannte Prä-Expositionsprophylaxe). Expert:innen sprechen dabei von passiver Immunisierung.

 

Was ist der Unterschied zwischen aktiver und passiver Immunisierung?

Bei einer aktiven Immunisierung werden Menschen abgetötete Krankheitserreger oder Bruchstücke davon verabreicht, etwa in Form einer Impfung. Das soll das Immunsystem dazu bringen, selbst Antikörper gegen den Erreger zu bilden. Zudem produziert es sogenannte Gedächtniszellen.

Dank der Gedächtniszellen kann das Immunsystem einmal erkannte und bekämpfte Viren oder Bakterien bei einem erneuten Kontakt wiedererkennen und dann sehr schnell eine große Zahl passender Antikörper bilden. Nach einer aktiven Immunisierung kann es jedoch mehrere Wochen dauern, bis sich der volle Schutz entwickelt hat.

Schnelle Wirksamkeit

Bei einer passiven Immunisierung werden den Patient:innen neutralisierende monoklonale Antikörper gegen den jeweiligen Erreger verabreicht. Ihr Immunsystem muss die Antikörper somit nicht selbst bilden. Eine passive Immunisierung ist daher schnell wirksam.

Für bestimmte Personengruppen, die durch eine Impfung nicht ausreichend geschützt werden können, ist beispielsweise eine passive Immunisierung gegen COVID-19 möglich. Die vorbeugende Gabe von Antikörpern ist jedoch kein Ersatz für die Impfungen selbst. Menschen mit Immunschwäche wird zunächst empfohlen, sich gegen COVID-19 impfen zu lassen und die Auffrischungsimpfungen zu nutzen.

Ob die Impfung gegen COVID-19 bei Ihnen ausreichend wirkt, können Ihr Arzt oder Ihre Ärztin durch eine Überprüfung der gebildeten Antikörpermenge im Blut erkennen.

 

Was sind eigentlich Antikörper?

Antikörper werden von den B-Zellen, einer Untergruppe der weißen Blutkörperchen gebildet. Sie können sich an bestimmte Erreger binden und diese gezielt neutralisieren.

Was sind neutralisierende monoklonale Antikörper und wie wirken sie?

Neutralisierende monoklonale Antikörper sind Antikörper, die mithilfe biotechnologischer Verfahren hergestellt werden. Sie werden für unterschiedliche Behandlungen und Verfahren genutzt – zum Beispiel zum Schutz vor dem Coronavirus.

Neutralisierende monoklonale Antikörper können sich an das sogenannte Spike-Protein des Coronavirus anlagern und es daran hindern, in gesunde Körperzellen einzudringen. Die Folge: Das Virus hat keine Möglichkeit, sich zu vermehren. Je nach Präparat hält dieser Schutz bis zu einem halben Jahr. Es können auch mehrere monoklonale Antikörper kombiniert werden.

Virus entwickelt sich weiter

Verabreichte Antikörper müssen dabei auf die lokal am stärksten verbreitete Virusvariante abgestimmt werden. Dies ist jedoch eventuell nicht zu jedem Zeitpunkt möglich, da sich das Virus konstant weiterentwickelt.

Antikörper können in Einzelfällen auch bei einer bereits erfolgten Infektion mit dem Coronavirus zur Behandlung eingesetzt werden.

Die Stellungnahme der Ständigen Impfkommission (Stiko) beim Robert Koch Institut zum Einsatz von neutralisierenden monoklonalen Antikörpern bei Menschen mit Immunschwäche im Zusammenhang mit COVID-19 finden Sie hier.

Weitere Informationen zum Thema passive Immunisierung können Sie hier nachlesen.

 

Zusammenfassung

Bei Menschen mit CLL kann die Anfälligkeit für Infekte erhöht sein. Infekte können bei ihnen auch schwerer verlaufen und länger andauern als bei Gesunden. CLL-Patient:innen sollten daher ganz besonders auf Infektionsschutz achten und ihren Impfschutz aktuell halten. Bei Menschen mit CLL kann der Impfschutz gegen COVID-19 jedoch vermindert sein oder ganz ausbleiben. Dann könnte der Einsatz von neutralisierenden monoklonalen Antikörpern eine Option sein.

Sie können Ihren Arzt oder Ihre Ärztin fragen, ob zur Prävention von COVID-19 für Sie aktuell zusätzlich eine solche passive Immunisierung in Frage kommt.