Auch mal an sich denken: Darum brauchen Sie Selbstfürsorge

Ein Mann meditiert in der Natur

Die Diagnose chronische lymphatische Leukämie (CLL) ändert vieles. Sie bedeutet aber nicht, dass die Krankheit ständig in Ihrem Alltag im Vordergrund steht und Ihre Lebensqualität dauerhaft einschränken muss.

Wie Menschen mit CLL ihre Lebensqualität jeweils empfinden, ist natürlich sehr individuell. Doch grundsätzlich können (und sollten) CLL-Patient:innen selbst etwas für ihr persönliches Wohlbefinden tun – egal in welcher Phase der Krankheit sie sich gerade befinden. Letztlich kommt das auch ihrer Gesundheit zugute.

 

Selbstfürsorge: Was ist das eigentlich?

Der englische Begriff für Selbstfürsorge, Selfcare, macht seit den 1980er Jahren auch in Deutschland die Runde. Er bedeutet so viel wie: fürsorglicher und rücksichtsvoller Umgang mit dem eigenen Körper und Geist. Es geht dabei darum, die eigenen Bedürfnisse wahrzunehmen und ihnen Raum geben. Zur Selbstfürsorge kann aber auch gehören, sich von Menschen abzugrenzen, die einem emotional schaden – und bewusst Situationen zu meiden, die einem nicht guttun.

 

Warum ist Selbstfürsorge wichtig – gerade für Sie als Mensch mit CLL?

Das Achten auf Selbstfürsorge kann für Menschen mit CLL auch aus medizinischen Gründen wichtig sein: Eine CLL-Erkrankung, und auch die häufig damit verbundene Ungewissheit über den weiteren Verlauf der Krankheit, können Stress verursachen. Chronischer Stress kann den Krankheitsverlauf jedoch möglicherweise negativ beeinflussen. Bekannt ist, dass er negativ auf die körpereigene Immunabwehr wirkt.

Die gute Nachricht: Die menschliche Psyche kann das Immunsystem auch positiv beeinflussen. Wissenschaftler:innen haben festgestellt, dass ein hohes Maß an Kontakten in Freundeskreis und Familie und an sozialer Aktivität zu einer effektiveren Regulation von Immunzellen führt. Auch nach der Anwendung von Entspannungsstrategien ließen sich positive Effekte auf die Immunantwort nachweisen.

CLL-Patient:innen können daher durch Selbstfürsorge neben einer möglichen Therapie oder auch während der „Watch-and-Wait“-Phase selbst etwas für Ihre Gesundheit tun

 

Wie Selbstfürsorge aussehen kann

Aber wie tut man sich selbst etwas Gutes? Das kann eine durchaus schwierige Frage sein. Die einen können auf Anhieb reihenweise Dinge aufzählen, andere müssen länger überlegen. Selbstfürsorge muss auch nicht zwangsläufig Geld kosten.

Hier einige Beispiele:

Für gesunde Routinen sorgen

  • Planen Sie ausreichend Zeit für die Mahlzeiten ein (besonders für das Frühstück als Start in den Tag und/oder das Abendessen mit der ganzen Familie).
  • Legen Sie regelmäßige Pausen ein
  • Legen Sie im Voraus Zeitfenster im Kalender fest, die „nur für Sie“ sind und die Sie nach Ihren eigenen Vorstellungen mit Aktivitäten füllen, die Ihnen Freude machen. Auch dafür gibt es einen treffenden englischen Begriff: „Me-Time“ („Zeit für mich“).

Sich mit Menschen austauschen, die Ihnen guttun

  • Treffen mit liebgewonnenen Menschen können bei Ihnen für einen positiven mentalen Schub sorgen. Verbringen Sie Zeit mit der Familie, schwelgen Sie gemeinsam mit Freund:innen in Erinnerungen – vielleicht bei einem gemeinsamen guten Essen oder einem Ausflug.

Unangenehmes nicht aufschieben, sondern schnell erledigen

  • Schaffen Sie zum Beispiel Ordnung (in einem Zimmer, einem Schrank, im Keller), sobald Sie den Eindruck haben, dass dies nötig ist.
  • Arbeiten Sie Ihre „To do“-Listen ab, bevor diese immer länger werden.Das hat den Vorteil, dass Sie sich anschließend darüber freuen können, was Sie geschafft haben, und nicht immer wieder daran erinnert werden, dass noch etwas zu tun ist. Es ist ein bisschen so, als werfe man mentalen Ballast ab.

Pausen von den ständigen Ablenkungen einlegen

  • Legen Sie auch mal Pausen ein von der ständigen Erreichbarkeit und der Ablenkung durch den scheinbar unaufhörlichen Strom neuer Nachrichten.
  • Vermeiden Sie zu bestimmten Zeiten ganz bewusst den Blick auf die Bildschirme von Fernseher, Rechner oder Smartphone.

Die Natur genießen

  • Gehen Sie mal raus in die Natur. Gönnen Sie sich ein bisschen Bewegung und neue Eindrücke. Atmen Sie im Grünen mal so richtig durch. Nur keine Eile.
  • Probieren Sie dazu vielleicht einen ausgeschilderten Spazier- oder Radweg aus, am besten einen, den Sie noch nicht kennen.

Pflegen Sie Ihre Hobbys

  • Der stressige Alltag führt oft dazu, dass kaum noch Zeit für Hobbys bleibt. Selbstfürsorge kann auch bedeuten, stundenlang ohne schlechtes Gewissen in ein liebgewonnenes Hobby abzutauchen (oder sich eines zu suchen) – alleine oder mit Bekannten.

Meditation/ Achtsamkeitskurse

  • Ein Tipp, der vielen Menschen geholfen hat, ist: Probieren Sie doch mal zum Beispiel Yoga, autogenes Training, Qigong, Achtsamkeits- oder Meditationsworkshops bei der nächsten Volkshochschule aus – es existieren viele unterschiedliche Arten von Meditation. Finden Sie etwas, das zu Ihnen passt!
  • Meditationskurse gibt es auch als App – zum Beispiel bei den Apps Headspace und 7Mind, die beide eine kostenlose Basisversion bieten.
  • Ziel ist es, zu innerer Ruhe und Entspannung zu finden und so Stress abzubauen. Das kann man nicht nur in anstrengenden Situationen, sondern zum Beispiel auch beim Einschlafen nutzen.

Kurze Filme zum Umgang mit CLL

Videos zum Umgang mit CLL finden Sie beispielsweise hier, darunter ist auch ein Video zum Thema Achtsamkeit. Weitere kurze Filme darüber, wie Betroffene Ihr Leben mit der Krankheit meistern, sind hier verlinkt.

 

Zusammenfassung

Mit einer Erkrankung wie CLL haben Sie das Recht, auch mal nur an sich zu denken und Dinge regelmäßig und dauerhaft für Ihr persönliches Wohlbefinden zu tun. Mit solcher Selbstfürsorge leisten Sie auch einen Beitrag gegen den Stress, den eine CLL mit sich bringen kann – und damit für Ihre Gesundheit. Es gibt viele Möglichkeiten. Was für Sie das Beste ist, können nur Sie allein entscheiden.